Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Krankheitsbilder in der neurologischen Rehabilitation. Die meisten Schlaganfall-Patienten erleiden eine Schädigung der Bewegungsfähigkeit, insbesondere der oberen Extremität. Aber auch die Funktion der unteren Extremität kann durch einen Schlaganfall eingeschränkt sein. In den letzten Jahren hat sich die Spiegeltherapie als vielversprechende Ergänzung zur traditionellen Rehabilitation etabliert. In diesem Artikel werden wir uns daher eingehend mit der Spiegeltherapie bei Schlaganfall-Patienten beschäftigen und dessen Evidenz beleuchten.
Studien zur Wirksamkeit der Spiegeltherapie
Es wurden zahlreiche Studien durchgeführt, welche die Wirksamkeit der Spiegeltherapie bei Schlaganfall-Patienten untersucht haben. Eine der ersten Studien von Altschuler et al. (1999) untersuchte 20 Schlaganfall-Patienten mit chronischer Hemiparese. Die Forscher fanden heraus, dass die Spiegeltherapie zu einer signifikanten Verbesserung der Bewegungsfähigkeit der gelähmten Extremität führte. Eine weitere Studie von Yavuzer et al. (2008) untersuchte die Effektivität der Spiegeltherapie bei 36 Schlaganfall-Patienten mit chronischer Hemiparese der oberen Extremität mit dem Ergebnis: Die Spiegeltherapie bei Schlaganfall führt zu einer signifikanten Verbesserung der Feinmotorik und der Greiffähigkeit der gelähmten Hand.
Eine Untersuchung von Thieme et al. (2013) beleuchtete die langfristigen Auswirkungen der Spiegeltherapie bei Schlaganfall-Patienten. Man kam zu dem Schluss, dass die Behandlung auch noch nach einem halben Jahr zu einer signifikanten Verbesserung der Bewegungsfähigkeit der gelähmten Extremität führte.
Wir wirkt sich die Spiegeltherapie bei Schlaganfall-Patienten auf die untere Extremität aus?
Kundi & Spence (2023) untersuchten in dem ersten und bisher einzigen Review, wie sich die Spiegeltherapie bei Schlaganfall auf die Motorik der unteren Extremität, das Gangbild und das Gleichgewicht auswirkte. Hierfür wurden Daten aus 10 Studien extrahiert und zusammengefasst. Das Ergebnis:
Für die Motorik der unteren Extremität zeigte die Spiegeltherapie im Vergleich zur Kontrollgruppe statistisch signifikante Effekte. Es konnte außerdem eine statistisch signifikante Verbesserung des Gleichgewichts im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt. Für den Gang zeigte die Spiegeltherapie ebenfalls eine statistisch und klinisch signifikante Verbesserung im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Die Übersichtsarbeit von Kundi & Spence (2023) konnte zeigen, dass die Spiegeltherapie bei der Erholung der Motorik der unteren Extremität, für das Gleichgewicht und den Gang bei subakuten und chronischen Schlaganfällen wirksam ist. Die Autoren suggerieren, die Spiegeltherapie bei Schlaganfall für 30 Minuten pro Tag, 5 Tage die Woche über einen Zeitraum von 4 Wochen durchzuführen.
Vorteile der Spiegeltherapie bei Schlaganfall-Patienten
Die Spiegeltherapie hat demnach etliche Vorteile für Schlaganfall-Patienten. Ein Faktor ist, dass die Behandlung keine Nebenwirkungen mit sich bringt. Außerdem ist die Therapie einfach und sicher durchzuführen und kann von den Patienten – unabhängig von Alter oder Schwere der Hemiparese – problemlos zu Hause durchgeführt werden.
Ein weiterer Vorteil der Spiegeltherapie ist, dass diese kosten- und zeiteffektiv ist. Im Vergleich zu anderen Interventionen aus der neurologischen Rehabilitation ist die Spiegeltherapie bei Schlaganfall günstig und ohne großen Aufwand durchführbar.
Fazit
Die Spiegeltherapie stellt eine vielversprechende und wirksame Therapieform für Schlaganfall-Patienten mit Hemiparese dar. Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass die Therapie zu einer signifikanten Verbesserung der Bewegungsfähigkeit der gelähmten Extremität (sowohl obere als auch untere) führen kann. Die Spiegeltherapie hat außerdem im Kontext der Durchführung viele Vorteile, da sie sicher, kosteneffektiv und einfach durchzuführen ist. Die Forscher ergänzen jedoch, dass die Spiegeltherapie nicht als alleinige Behandlung eingesetzt, sondern als Ergänzung zur traditionellen Rehabilitation gelten sollte.
Die Spiegeltherapie hat somit das Potenzial, das Leben von Schlaganfall-Patienten zu verbessern, indem ihre Bewegungsfähigkeit, die Motorik, das Gleichgewicht sowie das Gangbild verbessert werden kann.
Demnach solltet ihr als Physiotherapeut die Spiegeltherapie nicht nur im Rahmen der Behandlung anwenden. Wie in dem oben vorgeschlagenen Trainingsplan solltet ihr eure Patienten dazu ermutigen, die Therapie regelmäßig zu Hause durchzuführen.
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