Verstauchter Knöchel? Das sind die neuesten Erkenntnisse

Ein verstauchter Knöchel ist eine klassische Sportverletzung, die durch das plötzliche Umknicken oder durch eine Überdehnung der Bänder im Knöchel verursacht wird. Die Symptome eines verstauchten Knöchels sind typischerweise Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Sprunggelenks. Außerdem zeichnet sich ein verstauchter Knöchel zumeist durch eine Instabilität aus, wodurch sich die Belastung des Fußes schmerzhaft gestaltet. Eine adäquate Therapie ist wichtig, damit ein verstauchter Knöchel schnell heilt und die Sportart möglichst komplikationslos wiederaufgenommen werden kann. Bevor wir dir die neuesten Therapieerkenntnisse aus einem Review aus dem Jahr 2022 aufzeigen, geben wir dir zunächst nochmal eine Zusammenfassung über das, was bereits bekannt ist.

Verstauchter Knöchel – Das sind die Symptome

Die Symptome eines verstauchten Knöchels können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und entwickeln sich typischerweise innerhalb weniger Minuten nach dem Unfall. Ein verstauchter Knöchel zeichnet sich in der Regel durch Schmerzen, Schwellung und Rötung im Bereich des verletzten Sprunggelenks aus. Je nach Schwere der Verletzung kann es zudem zu einer Instabilität des Knöchels kommen. Ein verstauchter Knöchel wird in 3 Schweregrade eingeteilt.

Verstauchter Knöchel – Einstufung der Verletzungen

Die Einteilung der Knöchelverstauchungen sind:

Grad 1: Die Außenbänder des Sprunggelenks sind leicht gedehnt oder gezerrt. Es gibt nur milde Schmerzen und Schwellungen. Ein verstauchter Knöchel mit einem Grad 1 bedarf in der Regel nur wenige Tage Sportpause.

Grad 2: Die Bänder sind stärker gedehnt und zum Teil angerissen bzw. gezerrt. Eine moderate Schwellung sowie stärkere Schmerzen begleiten die Betroffenen durch eine 1–3-wöchige Sportpause.

Grad 3: Die Bänder sind gerissen oder vollständig durchtrennt. Der Knöchel weist starke Schmerzen, Schwellungen und eine Instabilität auf. In der Regel muss der Betroffene mit einer 3-6-wöchigen Sportpause rechnen.

Akute Behandlung von verstauchten Knöcheln

Die bisherige Behandlung von verstauchten Knöcheln hängt in der Regel von dem Schweregrad der Verletzung ab. In den meisten Fällen wird ein verstauchter Knöchel daher konservativ behandelt.

In der Akutphase nach der Verletzung kommt normalerweise die PECH-Regel zur Anwendung. Diese besteht aus Pause, Eis, Kompression und Hochlagerung. Zusätzlich können Schmerzmittel die Heilung beschleunigen und Schmerzen lindern.

Ruhe: Es ist wichtig, das betroffene Bein so wenig wie möglich zu belasten, um die Heilung zu unterstützen und das Risiko von Komplikationen zu verringern.

Eis: Eine Kältebehandlung mit Eis oder kalten Packs kann helfen, Schmerzen und Schwellungen zu lindern. Ein verstauchter Knöchel sollte für 10-20 Minuten alle 2-3 Stunden gekühlt werden.

Kompression: Ein Tapeverband oder eine Schiene kann die Schwellung reduzieren und die Stabilität des Knöchels erhöhen.

Hochlagerung: Das verletzte Bein sollte höher als das Herz liegen, um die Schwellung zu reduzieren und die Durchblutung zu verbessern.

Verstauchter Knöchel – Rehaphase

Ist die Akutphase erst einmal überstanden, findet klassischerweise die Belastungsprogression zusammen mit propriozeptiven Übungen kombiniert statt, um die Rückkehr zum Sport möglichst schnell und sicher zu erreichen. Dazu gehören:

Stärkung der Bein- und Fußmuskulatur: Ein starker Muskelsehnenapparat kann die Stabilität des Knöchels verbessern und demnach das Risiko von Verletzungen reduzieren.

Dehn- und Mobilisationsübungen: Eine gute Beweglichkeit des Sprunggelenks verringert das Risiko von Verletzungen und ist essenziell in der Behandlung verstauchter Knöchel.

Wenn man einen spezifischen Ansatz in der Therapie von Supinationstraumata verfolgt, sollte die Behandlung einen sicheren Transfer zu sportspezifischen Belastungen umfassen. Denn wenn die Übungen zu einfach sind, fehlt es ihnen an Kontext und Spezifität, insbesondere bei Sportlern. Jüngste Übersichtsarbeiten kommen zu dem Schluss, dass die meisten Rehabilitationsübungen zu einfach sind und es ihnen an Komplexität, Spezifität und Progression fehlt.

Studienergebnisse 

Das Review von Wagemans et al. (2022) geht daher der Frage nach, wie ein verstauchter Knöchel spezifischer, nachhaltiger und realitätsnäher rehabilitiert werden kann.

Die Autoren haben vierzehn randomisierte kontrollierte Studien mit 177 Übungen einbezogen. Untersucht wurden alle Übungen, die in der Behandlung von einem Supinationstrauma in der Literatur eine Rolle spielen. In allen effektiven Rehabilitationsprotokollen sind folgende Übungen integriert:

  • Wiederherstellung der neuromuskulären Funktion
  • Sportspezifische, funktionelle Bewegungen
  • Einbeinige und beidbeinige Standübungen auf verschiedenen Untergründen
  • Sprung- und Landeübungen

Das Besondere dabei: In nur 18% aller Studien wurden Sprung- und Landeübungen durchgeführt. Multiplanare Bewegungen enthielten nur 31% aller Protokolle.

Das heißt für euch: Ein verstauchter Knöchel sollte unbedingt in allen Ebenen beübt und Sprüngen und Landungen ausgesetzt werden. Außerdem sollte die Progression stets von der geschlossenen in die offene Kette stattfinden. Zusätzlich profitiert das Gelenk von zunächst koordinativem Feedback, und anschließend Feedforward Übungen, um die neuromuskulären Eigenschaften zu verbessern.

Die Originalstudie zum Nachlesen findest du hier.

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