Ist Kinesiotape wirksam? – Das sagt die Wissenschaft

Kinesiotape wirksam

Kinesiotape hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen und wird von vielen Sportlern und Therapeuten zur Behandlung von Verletzungen und Schmerzen eingesetzt. Durch das Anbringen der Tapes auf die Haut erhoffen sich Physiotherapeuten, verschiedene therapeutische Effekte zu erzielen. Die Anwendung soll bekanntlich die Muskel- und Gelenkfunktion verbessern, die Durchblutung fördern und Schmerzen reduzieren. Doch wie wirksam ist Kinesiotape tatsächlich? In diesem wissenschaftlichen Text werden wir verschiedene, zum Teil druckfrische Studien untersuchen, um diese Frage zu beantworten.

Wirkmechanismen des Kinesiotapes

Bevor wir uns mit den Studien befassen, wollen wir nochmal kurz die möglichen Wirkmechanismen des Kinesiotapes zusammenfassen. Die elastischen Eigenschaften des Tapes ermöglichen eine gewisse Dehnung der Haut, was zu einer Verbesserung der propriozeptiven Rückmeldung führen soll. Dies wiederum kann die muskuläre Stabilität und Kontrolle verbessern. Darüber hinaus wird angenommen, dass das Kinesiotape den Lymphfluss anregen kann, was zu einer Reduzierung von Schwellungen und Entzündungen führen kann. Doch was sagt die Evidenz zu diesen Theorien?

Effekte von Kinesiotape bei Sportverletzungen

Eine Studie von Halseth et al. (2004) untersuchte die Auswirkungen von Kinesiotape auf Sportverletzungen bei 42 Athleten. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen randomisiert: Eine Gruppe erhielt Kinesiotape-Behandlungen und die andere Gruppe erhielt Placebo-Tape-Behandlungen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinesiotape-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine signifikante Reduktion von Schmerzen und eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit aufwies. Dies deutet darauf hin, dass das Kinesiotaping eine wirksame Behandlungsoption für Sportverletzungen sein könnte.

Kinesiotape bei muskuloskelettalen Schmerzen

Ein Review von Parreira et al. (2014) untersuchte, wie wirksam Kinesiotape bei muskuloskelettalen Schmerzen ist. Die Analyse umfasste 12 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 495 Probanden. Die Ergebnisse zeigten keine signifikante Verringerung der Schmerzen bei der Verwendung von Kinesiotape im Vergleich zu Placebo-Tape oder keiner Behandlung. Die Autoren schlussfolgerten daher, dass Kinesiotape keine effektive Option zur Schmerzlinderung bei muskuloskelettalen Beschwerden ist.

Kinesiotape wirksam bei der Performance?

Eine weitere interessante Frage ist, ob Kinesiotape die sportliche Leistung verbessern kann. Eine Studie von Park (2017) untersuchte die Auswirkungen von Kinesiotape auf die Sprungleistung von Volleyballspielern. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, eine erhielt Kinesiotape und die andere Placebo-Tape. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinesiotape-Gruppe eine signifikant verbesserte Sprungleistung im Vergleich zur Placebo-Gruppe aufwies. Dies legt nahe, dass Kinesiotape potenziell positive Auswirkungen auf die sportliche Leistung haben könnte.

Kinesiotape wirksam beim Karpaltunnelsyndrom?

In einer druckfrischen Metaanalyse von Tomás-Escolar (2023) wurden Evidenzen zur Wirksamkeit von Kinesiotape bei einem Karpaltunnel zusammengetragen. Hierzu wurden 13 Studien mit insgesamt 665 Probanden gefunden, welche die Effektivität der Klebestreifen mit einer Kontrollgruppe verglichen. Was sagen die Studien?

Zusammengefasst findet man keine starken Effekte von Kinesiotape bei einem Karpaltunnelsyndrom. Zwar kann eine schwache Evidenz in der Verringerung von Schmerz und der Verbesserung der Funktionalität festgestellt werden. Diese Effekte halten zumeist allerdings nur kurzfristig, was das Kinesiotape zwar zu einer legitimen Ergänzung der Behandlung macht. Als Therapieschwerpunkt sollte dennoch mit Manual- und Trainingstherapeutischen Mitteln gearbeitet werden.

Den Volltext zur Studie gibt es hier.

Fazit

Die oben genannten Studien liefern zwar leichte Hinweise darauf, dass Kinesiotape wirksam sein kann. Es wurden allerdings auch widersprüchliche Effekte gezeigt, was letztendlich keine eindeutige Aussage zum Thema Wirksamkeit von Kinesiotapes zulässt.

Es ist anzumerken, dass die genauen Wirkmechanismen des Kinesiotapes noch nicht vollends verstanden sind. Daher ist noch weitere Forschung nötig, um die Wirksamkeit von Kinesiotape zu überprüfen. Weiterhin sollte das Kinesiotape, wenn überhaupt, als ergänzende Maßnahme eingesetzt werden.

Insgesamt deuten die vorliegenden Studien darauf hin, dass das Kinesiotaping eine Behandlungsoption für Sportverletzungen und muskuloskelettale Schmerzen sein kann. Es ist allerdings wichtig, dass Physios über ausreichendes Fachwissen und Erfahrung verfügen, um die Technik korrekt anzuwenden. Autoren der Studien empfehlen außerdem, individuelle Behandlungspläne zu erstellen, die auf den spezifischen Bedürfnissen jedes Patienten basieren.

Hat euch dieser wissenschaftliche Beitrag zum Thema „Ist Kinesiotape wirksam?“ gefallen? Dann besucht doch mal unseren Blogbereich. Dort haben wir dutzende weitere Artikel rund um die Themen Sport und Gesundheit für euch parat.

 

Weitere Artikel

Gesundheit Physiotherapie Rehabilitation

6 Schlüsselfaktoren für die erste Phase deiner Kreuzband Reha

Die Kreuzband Reha nach einem Riss des vorderen Kreuzbands hat [...]

Ernährung Gesundheit Muskelaufbau Training

Nahrungsergänzungsmittel im Profisport: Rettung oder Risiko?

Der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ist gerade im Profisport [...]

Gesundheit Muskelaufbau Physiotherapie Rehabilitation Training

6 Tipps zur Verletzungsprävention im Laufsport

Nicht nur für Profisportlerinnen und Profisportler ist das Laufen ein [...]

Ernährung Physiotherapie Rehabilitation

Migräne Kopfschmerzen

Was sind die Symptome einer Migräne? Migräne Kopfschmerzen haben eine [...]

Gesundheit Muskelaufbau Training

Rumpfkräftigung – 7 Gründe warum sie Ihre Körpermitte stärken sollten

Rumpfkräftigung? Wozu eigentlich? Im Englischen unter „core stability“ bekannt, gilt [...]

Ernährung Gesundheit Rehabilitation

Rheumatoide Arthritis – Symptome und Behandlung

Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine langfristige, fortschreitende und einschränkende Autoimmunerkrankung. [...]